Bestimmt haben Sie es auch schon getan. Gerade noch haben Sie von einem Erlebnis erzählt, bei dem Sie die Hauptrolle gespielt haben, und schon im nächsten Moment geht es in Ihrer Erzählung auf einmal gar nicht mehr um Sie, sondern um diesen „man“. Der wiederum ist in aller Munde, daher lohnt sich mal ein Blick darauf, um wen es sich da eigentlich handelt.
„Da habe ich mir gestern eine Tüte Popcorn geholt und noch bevor die Werbung endlich zu Ende war, war es auch schon alle. Dass man sich auch nie zurückhalten kann!“
In einer empirischen Studie an der University of Michigan haben die Forscher Ariana Orvell, Ethan Kross und Susan A. Gelman feststellen können, dass wir den Wechsel zum neutralen „man“ (im Englischen „generic you“) immer dann vornehmen, wenn wir uns von einem Erlebnis oder einer Situation distanzieren wollen, weil es uns zum Beispiel unangenehm ist. Wir schaffen also eine psychologische Distanz, indem wir uns selbst in unserer Erzählung durch eine neutrale Person ersetzen. Ebenfalls findet durch den Wechsel zum „man“ eine Verallgemeinerung statt. Wie in dem genannten Beispielsatz wird das Erlebnis also durch das gesprochene Wort kurzfristig zur Norm gemacht. Und wenn das die Allgemeinheit betrifft, dann wird das so schlecht schon nicht sein. Oder?
Achten Sie doch mal in Ihrem Alltag darauf, wie oft es in Gesprächen mit Freunden, Bekannten oder Kollegen zu diesem Phänomen kommt. In Coaching-Situationen lässt sich daraus eine brauchbare Information ableiten, wie ein Coachee zu einer bestimmten Erfahrung steht.
Quelle: Orvell, A., Kross, E., & Gelman, S. A. (2017). How “you” makes meaning. Science, 355(6331), 1299–1302. https://doi.org/10.1126/science.aaj2014
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